(Miguel du Sancte)

Aufreizende Öffnung der Haut, unbetrübt von der Geduld der Embleme. Die Zeichen auf dem Fleisch – die Blüte des Gestern –vorgegriffener, ritueller Angelegenheit.

Kinder erschrecken beim Spiel an den Wiesen; aus so mancher Blüte ist ein kleiner, roter Ball eines fast lebendigen Herzen gerollt, auch Pferdeköpfe, so unzerfallen, dass sie, schlafend zwar, aber am Leben erscheinend, findet man nebst Osternelken in den Beeten liegen.

Am Stadttor lehnen Piken, die, würde man sie danach ersuchen, aus ihrer gesamten Lebenszeit nichts erzählen könnten. Mit ihrem Haupt lehnen sie an der kühlenden Mauer und hängen den Gedanken nach; das Ende ihrer Schaftleiber ruht im Rosenbeet, das um ihren Fuß herum allerdings weit ausgedünnt ist. Je länger man hinsieht, desto einfacher wird ihre Gestalt. Die Rosen bleiben von schwarzen, ornamentierten Gittern eingeschlossen.

Die Dinge lehren die Höhenangst.

Kinder sitzen an den Überresten der Stadtmauern und bekehren den Staub. In den Nächten sitzen die Eltern an ihren Betten und beten, damit die Kinder nicht vom Efeu bedeckt werden; die Kinder lesen in den Händen der Eltern; an den müden Morgen fragen sie die Kinder aus und werden belogen. Jemand schlägt ans Fenster; die Stadt wird blau.

Die Straßen werden alt.

Heiterkeit greift um sich; die Straßen, sie sind alt.

Das Nachtmaar kann nicht auf ihnen gehen.

Ein Dieb klettert über die Piken auf das Gatter der Stadt.

Er wartet auf seinen Verfolger.

~ von selaika - 10. April 2016.

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