Ein Lächeln hat sich in mein Gesicht verbissen. Es presst sich streng durch die Trauerweiden und Rosmarinsträuche; sein Hals liegt zwischen den urzeitlichen Ösen der Landschaft und wildert. Und im Holz, auch dort steckt es. Es vibriert auch auf den Hügelkuppen und in deren erheblich fleißigeren Auslaufphasen. Ich lasse meinen Mund oszillieren; ich beiße das Blut aus den Lippen und lasse es schließlich zurückschaukeln. Mutter steigt ins Haus. Mutter steigt aus dem Haus. Ich lehre dir, die Wiesen zu falten. Sie führt mich zu den Wiesen, sie legt die Köpfe der männlichen Halme an die Bäuche der weiblichen Halme und die Köpfe der weiblichen Halme an die Bäuche der männlichen Halme.
Und ich weiß
Ich lebe auf der kalten Veranda wie in einem Höhlenreich; ich bin stattlich wie Vieh. Manchmal spiegeln sich meine Knie im Nacken von Mutter, die draußen im Schlaf das Feld bestellt. Ich lächle; in der E. wartet ein Mädchen auf mich; ich schrieb es ihr auf ihren Schal, damit sie nicht noch schwächer werden kann. Sie drückt sogar die Feuchtigkeit des Schlafes in den Schal, ich weiß es; für Schwankungen der Luftfeuchtigkeiten sind wir schon immer sehr anfällig gewesen. Die Naturfeuchtigkeit nimmt uns nicht immer die feuchte Arbeit.
Der Gleichgewichtssinn liegt im Kinderhimmel; diese Dinge machen achtsam. Meine Mutter schüttelt ihren Schädel. Mutter steigt ins Haus. Mutter steigt aus dem Haus. Nun werde ich dir zeigen die Wälder zu demütigen. Sie führt mich zum Wald und verflucht die grün zerfetzten Häupter; den Wurzeln lässt sie nur gelegentlich sanftere Flüche zukommen; die Häupter schieben sich ineinander und füllen sich zu festen Bällen auf.
Und ich weiß
Meine Mutter kreischt öfter unvermittelt. Das liegt an meiner Dummheit, sagt sie. Ich falte die Arme über das Dach und lasse die Tiere aus dem Feld. Ich hätte Salz heißen sollen, schreit Muttern. Oder sie denkt es. Wer hier lebt, der braucht ein Feld; ich habe das Mädchen; Mutter hat das Feld – ich weiß, sie wird es nicht soweit kommen lassen, dass ich erbe. Lieber würde sie ewig leben, sagt sie vor sich hin, stetig. Das Lächeln im Gesicht meiner Mutter tritt ausschließlich aus linkischen Gründen ans Licht. Sie ist eine ehrliche Frau und meine Lüge ist das Gift ihrer Ehrlichkeit.
Gelegentlich sammle ich alle Sterne in meinem Speichel, in dem sie nicht weniger gefügig sein dürfen, als es die Fliegen sind und am Morgen, an jedem holprigen Morgen, klebt der Ahorn und Schweiß an meinem Mund und das Leben fühlt sich an wie eine langsame Insomnie. An einem Morgen war die Sonne auf dem Feld liegen geblieben und warf unsere Schatten übergroß in die Hügel. Meine Mutter sagt, ich hätte geträumt, aber sie ist tückisch. Ihre Spiele sind genau und undurchschaubar. Sie hat die Sonne vom Feld genommen, sie hat die Sonne mitgenommen. Mutter steigt ins Haus. Natürlich; man sagt, dass, da Artemis mit den Augen der Tiere sieht, sich diese eins auf den Bauch gelegt haben und warten. Aber laut Mutter hab‘ ich keinen Mund für so etwas. Was für eine Erleichterung für sie. Mutter dreht auf der Schwelle; sie dreht sich in den Himmel. Sie legt sich vor das Haus, wirft ihren Rücken auf die Erde und langsam hebt sie sich über diesen steinernen Albtraum wie auf ein Mausoleumspodest. Auf dem Podest liest sie seine Zeilen stumm in sich hinein:
Mutter
(schließe deinen Mund)
(nimm den Abend hinein)
(sprich das Land still)
(erwähne den Teil des Fleisches)
(betrete den Abend)
(schweig und drehe)
(spiel das Land)
Ich lege meine Hände über dem Haus zusammen und würge Mutter wach. Ihr Speichel rinnt links und rechts vom Haus. Mutter kreist über dem Haus. Beherrsche dich, warte in der Stadt auf mich; dort muss es wie ein heilsamer Albtraum auf mich wirken. Mutter wirkt alt.
Nun werde ich dir zeigen, wie man das Feld vergräbt, doch wir müssen und beeilen; bald hebt sich der Mond in das Tal.